lyriKunst-Projekt & Lesung mit H. Bielek (bildende Künstlerin) bei der INVASION (http://invasion-kulturtage.de). 12. & 13.6.2014, E-Werk, Freiburg.
Extreme Existenzklausel
oder
Ein gutes Wort birgt keine Inflation
Es gärt über Nacht in den offiziellen Köpfen der Macht,
wen herbestellen, wen ausweisen, wen abschieben, wer darf einreisen.
Ich schritt derweil auf einer Brücke in einem neutralen Land
entlang, da stand: Der Ruf nach Freiheit wird niemals verhallen.
Ein anderer schwang ein ganzes Jahr und überall Redewortpracht
damit das Eine alle eine, und jeder für sich sprach: Frieden durch Recht.
Freiheit für alle, solang Europa steht, bis dass dem Bürger die Nation und
kulturelle Identität vergeht, und dann lasst die Sicherheitssektkorken knallen.
Es gärt unter Tag in den schmerzentflammten Krachherzen der Schlacht,
wen verurteilen, wer darf verraten, wen anschuldigen, wen angreifen.
Ich schritt derweil auf wackliger Brücke, dort, bang hielt meine Hand
stand, erklang: Der Ruf nach Freiheit muss immer erschallen.
Ein anderer Zwang, ein ganzes Jahr und überall Redewortpracht
damit die alte Frage auflebt, und jeder für sich spricht: Krieg bleibt schlecht.
Freiheit für alle, dies wagen zu sagen, Pflicht hier aber ist Rebellion, und
wenn Bildung über Gewissen siegt, wird Würde als erstes in diesem Kampf fallen.
Es gärt in der Zeit, nur eine Stimme von vielen… bleibt gleich, ahnt sacht…
man vernimmt sie meist erst nach dem Todestosen leise weinend um
wen die Gräber bergen und da ging ich, zur Brücke, nahm Land in die Hand,
sang, ein Leben lang: Der Ruf nach Freiheit wird niemals verhallen.
jb
© Judith Beck/jb & www.wortkunst-los.de